ALEXANDRA DEUTSCH

 

Wer sich durch Ausstellungen von Alexandra Deutsch bewegt, kann sich ein bisschen fühlen wie Alice, die ins Wunderland eintaucht: Die plastischen Objekte, die die Künstlerin schafft, wirken höchst lebendig, ihre Farben und Formen sind organisch und man würde sich nicht wundern, wenn sie im nächsten Augenblick anfangen, sich zu bewegen. Sie hängen, stehen und liegen auf dem Boden, im Raum und an der Wand. Gerne gesellen sie sich zu Gruppen. Sie erscheinen wie Bewohner einer anderen, gänzlich fremden Welt, die verführerisch und rätselhaft ist.                                       

 

Die Objektformen bei Alexandra Deutsch sind mannigfaltig: fließende Linien und gekrümmte Flächen, Überbauungen und Verschalungen, Rippen und Lappen. Manches fällt heraus, anderes ragt hervor. Da gibt es Ausbuchtungen kleiner Elemente, die sich scheinbar suchend von Größeren wegbewegen, Röhren und Nesseln, Tentakel, Dornfortsätze und Wölbungen. Blau, Rot, Orange, Türkis, Grün, Gelb und Schwarz leuchten als Signalfarben, wie sie im Tierreich zur Werbung der Geschlechtspartner und zur Abschreckung potenzieller Feinde Gebrauch finden. Ganz offensichtlich ist die Natur mit ihren mannigfaltigen Erscheinungen eine Inspirationsquelle der Künstlerin. Alexandra Deutsch erforscht in ihrem künstlerischen Tun die Formen des Organischen und Lebendigen und entwickelt daraus eine eigenständige Position.

                                                                                                                                                         Kunsthistorikerin Stefanie Blumenbecker bei einem Atelierbesuch, 2018

 

(…) In Brasilien entdeckte die Künstlerin, die das Land 2005 als Stipendiatin des Instituto de Artes do Pará kennenlernte, Stoff als künstlerisches Material. Sie gehört derselben Generation wie Ernesto Neto an, teilt mit dem Bildhauer aus Rio de Janeiro das Interesse an klassischen Fragen der Skulptur in Verbindung mit haptischen Materialien, die in Bezug zum menschlichen Körper inszeniert werden. „Die Kunst entsteht zwischen Objekt und Mensch, sie wird in ihm vollständig“, sagt Neto. Dasselbe gilt für die Arbeiten von Alexandra Deutsch. Beide Künstler beschäftigen elementare Aspekte der Existenz - etwa die Schwerkraft und das Verhältnis von Körper und Gewicht -, Alexandra Deutsch betrachtet darüber hinaus die physische und psychische Verfassung aus dem Blickwinkel der Frau. Wie die riesigen Stoffplastiken des Brasilianers sind ihre Objekte auf die Sinneswahrnehmung ausgerichtet, jedoch stärker farbig und verästelt. (…)

Die Kunsthistorikerin Dorothee Baer-Bogenschütz zu Alexandra Deutsch

 

Ihre skulpturalen Arbeiten waren bereits in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen und in verschiedenen Theater- und Tanzperformances u.a. in Frankreich, Kolumbien, Peru, Brasilien, Deutschland und Österreich zu sehen.

 

 

KARIN PLIEM

 

Es geht mir um die Zusammengehörigkeit von Natur, Kultur und Zivilisation, so die Künstlerin. Der Mensch, der den Reichtum der Natur nur ausbeutet, um sich selbst zu bereichern, übersieht, dass er sich dadurch selbst zerstört. Und damit auch seine Kultur. Kultur ist ein geistiges Produkt des Menschen, keine „Ware“. Sie ist das wichtigste Bindeglied zwischen Zivilisation und Natur.

Das Bild ist für mich der Ort eines Gemeinschaftslebens, ein Platz, an dem auch die Begegnung mit dem Gegensätzlichen möglich ist. Das Bild soll für alle in ihm auftretenden Protagonisten offen sein, ein Parlament der vielen Stimmen, in dem sich alle begegnen und miteinander austauschen und den für sie angemessenen Platz im Raum finden können.

Kopf—Herz, Licht—Schatten, Streit und Harmonie … Ist Harmonie immer das höchste Ziel? Gegensätze sind immer da, sollen da sein, Kälte—Wärme, Trauer—Frohsinn, Stille—Lärm … aber: Gerechtigkeit und Akzeptanz sind Bedingungen für ein friedliches, produktives und kreatives Zusammenleben. Wir lernen voneinander, indem wir uns befragen, indem wir kommunizieren.

Das heißt auch: in Bewegung bleiben, geistig-kulturell der Bewegung Räume schaffen zur Weiterentwicklung. Immer dahinter schauen und zwischen den Zeilen lesen, um Chancen wahrzunehmen und zu eröffnen. Bewegungslosigkeit macht ohnmächtig, und Ohnmacht ist der langsame und allmähliche Tod!

 

Interwoven lifes / Verwobene Leben übertitelt Karin Pliem ihre neueste Werkgruppe an Ölbildern unterschiedlicher Formate. Miteinander „verwoben“ sind in diesen farb- und formenreichen Bildwelten Pflanzen, Blüten, Früchte und tierische Lebewesen unterschiedlichster Herkunft sowie Fragmente bedeutsamer Kunst- und Kulturgüter. Entstehen diese Verbindungen und Begegnungen zufällig im Zuge des malerischen Prozesses? Oder liegt ihnen ein Konzept zugrunde? Warum treffen sich eine blaurot schillernde Palmölfrucht, ein Schafskopf und eine Orchideen-Kaktusblüte namens Königin der Nacht im Kuppelraum der von Oscar Niemeyer entworfenen Kathedrale von Brasilia? Weshalb rotieren die Gesichter einer spätantiken Medusenskulptur und der Schwarzen Madonna von Tschenstochau gemeinsam mit Ananasblüten, fleischfressenden Pflanzen und Wassertieren um das Chorgewölbe der Brigittenkirche in Danzig/Gdansk, dem einstigen Treffpunkt der Solidarnosc-Bewegung? Gibt es womöglich Wege abseits rein ökonomischer Wachstumsphantasien, die uns allen ein „gutes Leben“ verheißen?                                                                                                                                                                                              Lucas Gehrmann

 

 

LUCIA PESCADOR

 

Vergilbte Fotografien oder Buchseiten, alte Landkarten, Registerbögen, Musiknoten, all das sammelt die Künstlerin, verwendet die darin eingeschriebenen Geschichten als Grundlage und Inspiration für Ihre eigenen Erzählungen, Gedanken und Träume. Zwischen Orient und Okzident sind ihre Arbeiten angesiedelt und die Künstlerin schöpft aus einem sich stets erweiternden Fundus. Pflanzen, Reliquien, Masken aus aller Welt, archäologische Fundstücke und ihr lieb gewordene Gegenstände und auch architektonische Formen werden auf reduzierte Art und Weise zu Papier gebracht. Der japanische Künstler Hiroshige (1797-1858) 'Meister des landschaftlichen Holzschnitts' hat sie dabei auch zu einer Serie von Naturbildern inspiriert. 'La vita scorre' – 'das Leben fließt' bzw. 'das Leben im Fluss' – ist ein Thema, welches Lucia Pescador schon seit längerem beschäftigt. Dies ist in der derzeitigen Ausstellung 'IMPULS NATUR II' auch zu sehen.

 

Seit 1992 vermittelt die Künstlerin ihre Gedankenwelt mit der 'linken Hand' und der chinesische Poet Shih T’ao (1642-1707) hat mit den folgenden Worten das ausgesagt, was man Lucia Pescador zuschreiben möchte. „Ich spreche mit meiner Hand, Du hörst mir zu mit Deinen Augen!“. „Seit vielen Jahren schon setze ich mich mit dem Thema 'Die Elemente zweier Kulturen'   Europa und Asien auseinander. Ich habe eine Serie an Zeichnungen mit Landschaftsmotiven, entnommen der asiatischen und auch der europäischen Kultur, realisiert und die Kompositionen sind wie im Fluss angelegt und kreisen um die großen Themen Berge, Bäume, Flüsse', so die Künstlerin über ihre Arbeit.