Christy Astuy  I  Gudrun Kampl  I  Mari Otberg  I Burgis Paier

 

 

Eine Ausstellung in Kooperation mit

Spieglein Spieglein an der Wand…? Sieht sich da vielleicht ein wild tanzendes Zirkusäffchen, eine rauchende Verführerin im Tigerkleid, eine alte Frau zur Winterszeit mit einem gestickten Totentanz auf der Brust oder Frida Kahlo als Staffage, mit Stoffen beklebt?

Die Schönheit der Figuren in den Bildern von Christy Astuy, Gudrun Kampl, Mari Otberg und Burgis Paier geht in die Tiefe und berührt dort, wo die Groteske ungeahnte Tore öffnet: Sehnsucht nach Liebe, Glück, Erotik und lustvoll ausgekosteter Schönheit. Schön sind wir sowieso lautet das Motto – also erlauben wir uns, uns zu verkleiden, uns der Natur mit dem ganzen Körper hinzugeben und der Vergänglichkeit eine blühende Blume entgegenzustellen, die selbst im Winter wunderbar duftet. Erlebnisse, Träume, Wünsche, die eigene Geschichte als sich laufend verjüngendes Aufgehen im weiblichen Lebenszyklus: Es sind vier selbstbewusste Frauen, die genussvoll durch die Kulturen der Welt wandern und daraus schöpfen. Aber hinter ihren Kunstwerken lauert etwas: Wie etwa kommen dunkelhäutige Waisenkinder, gepaart mit einer aparten hellhäutigen Madonna auf das Cover der Vogue? Warum verschwindet die Kaiserin Sissi hinter Insekten, Blättern, Fellstücken und großen Händen? Was kann uns ein Affe über Schönheit sagen und wie verschwistert sich Schönheit mit Einsamkeit bei verbotenen Genüssen? Die Hintergründigkeit in den Arbeiten der vier Künstlerinnen hält uns einen Spiegel vor. Abseits jeder Oberflächlichkeit verschwimmen die Grenzen zwischen Erkennbarem und Fühlbaren, zwischen Selbstbildnis und entpersonalisierter Selbstdarstellung.

 

Es ist dieses uneingeschränkte Bekenntnis zur Individualität, das die Wiener Unternehmerin mit Kunstsinn, Marion Faber-Oelschlägel, zu einem umfassenden Kunstprojekt in Zusammenarbeit mit Carolin Walker (Galerie Walker) angeregt hat. Als Geschäftsführerin der Hof-Parfümerien Nägele & Strubell ist es ihr ein Anliegen, die Schönheit der Frau in jedem Lebensabschnitt gleich dem Wandel der Natur von Innen nach Außen zu kehren und setzte mit der künstlerischen Umsetzung des Themas „Vier Jahreszeiten“ I „four seasons“ ein Zeichen. Jede der vier erwähnten Künstlerinnen schuf ein Bild, das jeweils Frühling, Sommer, Herbst und Winter verkörpern und als Reproduktionen ein Jahr lang in allen Schaufenstern der Parfümerie in Österreich und auch der Schweiz gezeigt wurden. Nach Ablauf dieses Jahres und dem punktuellen Verstreutsein der Werke kommt es nun zu einer Konzentration und Sammlung in Form einer umfassenden Kunstschau, wodurch sich auch ein Kreis schließt. Die Galerie Walker zeigt von Ende Mai bis August 2019 die Ausstellung 'Schön sind wir sowieso' im malerisch gelegenen Schloss Ebenau im Rosental/Kärnten.

 

Mit Schwung, Weltoffenheit und Ironie haben die vier Künstlerinnen für die Ausstellung eine Reihe von Werken teils mit (kunst)geschichtlichen Bezügen geschaffen.

 

 

Christy Astuy hat für die Schau zwei Werkgruppen geschaffen, wobei die Arbeiten meist um Liebe und Sehnsucht kreisen. Als Post-Feministin fühlt sie sich den Männern ebenbürtig. Es ist der raffinierte Kampf zwischen den Geschlechtern, Liebesbeziehungen, verlorene Liebe, Einsamkeit, die sie als Themen interessieren. Ins Bild „Rose“, ein Werk für den Sommer, hat sie sich wie in viele ihrer Bilder selbst miteinbezogen und genießt damit einen Moment von Offenbarung, Schönheit, Wahrheit und Glück. Die Frau in allen Facetten zu zeigen, auch im Moment der Melancholie gepaart mit verbotenen Genüssen, zeigt ihr Selbstverständnis von der Macht der Weiblichkeit mit all ihren Brüchen.

 

Christy Astuy wurde 1956 in Carmel, USA geboren, 1981 bis 1984 Studium an der Universität für angewandte Kunst und an der Akademie der Bildenden Künste Wien. 1993 bis 1997 ist sie Assistentin von Prof. Mario Terzic in der Meisterklasse für Grafik an der Universität für angewandte Kunst Wien. Seit 1988 zahlreiche Einzelausstellungen und Beteiligungen im In- und Ausland. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Wien und Italien.

 

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Gudrun Kampls Werk, das ebenso wie jenes von Burgis Paier textile Elemente als Grenzüberschreitung zwischen Skulptur, Relief und Collage verwendet, ist von sinnlicher und feinsinniger Haptik. Themen wie Sexualität, Gewalt, Erotik und Weiblichkeit sind hinter einer ästhetischen, kunstvoll-ornamentalen Form verborgen. Erst beim genauen Hinsehen entpuppt sich Ironie und Hintergründigkeit. In ihren neuen Malereien, die den Affen in verschiedenen Posen zeigt, wird das Thema Schönheit auf skurrile Weise thematisiert. Der Mensch als Affe, oder der Affe in Verkleidung als Mensch? Wann werden wir selbst zum Tier, etwa dann, wenn uns die Gier nach ewiger Jugend und
Schönheit packt? Mit Witzigkeit und Humor, gepaart mit Absurdität, geht die Künstlerin hier, sowie ihre drei Kolleginnen, einen individuellen und tiefsinnigen Weg.

 

Gudrun Kampl wurde 1964 in Klagenfurt geboren, 1983 bis 1990 Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien und experimentelle Gestaltung in Malerei und Grafik sowie Trickfilm bei Maria Lassnig. 1992 bis 1998 Auslandsstipendien in New York, Paris, Brasilien, Indien, Mexico u. a. Seit 1988 zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Wien.

 

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Mari Otberg schöpft, wie sie selbst sagt, aus ihren Innersten, nur daher komme die Kraft des Schaffensprozesses. Ihre Bildwelt ist ein Potpourri von Erlebtem, Autobiografischem, Erdachtem, Erfühltem, von ihren Helden, ihren Verletzungen, ihrem Wunschdenken und ihren Träumen. Sie selbst versucht mit jedem Bild oder Porträt den Betrachter im Innersten zu erreichen und tritt selbst als Person völlig in den Hintergrund. Erst dann hat sie ein Werk geschaffen, dass über ihre Sterblichkeit hinausgeht. Für die Ausstellung hat die Künstlerin u. a. symbolhafte Darstellungen von Frauenbildnissen zu den vier Jahreszeiten gemalt. Jugend, Mutterliebe, Weisheit und Erleuchtung kommen durch eine Vielzahl von organischen Elementen und Tier-Motiven zum Ausdruck.

 

Mari Otberg wurde 1969 in Stuttgart geboren, Schneiderlehre in Essen und Bochum, Studium Modedesign und Illustration in Bremen und Hamburg. Lebte und arbeitete mehrere Jahre in London und betrieb erfolgreich ein eigenes Modelabel. Seit 2008 freischaffende Künstlerin; Buchillustrationen, Zeichnungen, Handstickereien und Wandteppiche umfassen ihr Werk. Sie lebt und arbeitet in Wien. 

 

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Burgis Paiers Arbeiten gehen auf einen 3-monatigen Aufenthalt 2017 als „Artist in Residence“ in Beijing-China zurück, wo ihr Interesse vor allem in der chinesischen Volkskunst, dem Handwerk, verschiedenen Mustern und der Bedeutung der Stoffe galt. Daraus entstand der Wunsch, Farbigkeit in die eigenen Arbeiten aufzunehmen und Figuren in der Technik chinesischer Flachfiguren herzustellen. 2017 und 2018 sind dann Collagen im Objektrahmen entstanden, meist kommen gepresste Blumen zur Anwendung. Die Künstlerin ist eine Sammlerin von Devotionalien, antiken Stoffen und Spitzen und einbalsamierten Tieren, die als Zeitdokumente gemeinsam mit Fragment-Fotos des eigenen Körpers in ihrer Arbeit Verwendung finden. In ihren Arbeiten möchte sie „absurde Schönheit“ zeigen, die zum Nachdenken anregt.

 

Burgis Paier wurde 1949 in Klagenfurt geboren, arbeitet sie als bildende Künstlerin und Kostüm- und Bühnenbildnerin. Sie beschäftigt sich mit Objekten, Puppen, Automaten, Reliquiaren, antiker Stoffkunst, Collagen und Installationen. Seit 1977 zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen. Sie lebt und arbeitet nach vielen Jahren in Wien, wieder in Italien.