BRUNO GIRONCOLI

 

1936 geboren in Villach. 1951-1956 Goldschmiedelehre in Innsbruck; 1957-1959 u. 1961-1962 Studium an der Akademie für Angewandte Kunst in Wien (Eduard Bäumer); 1960-1961 Aufenthalt in Paris; ab 1961 entstehen die ersten Objekte aus Holz, Nylon, Aluminium, Draht; ab 1964 Polyesterarbeiten; ab 1977 Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Wien; (als Nachfolger von Fritz Wotruba Leiter der Meisterschule für Bildhauerei) 1989 erhält G. den "Österreichischen Skulpturenpreis der Erste Allgemeine Generali-Foundation", 2003 vertritt Österreich bei der Biennale/Venedig; 2004 wird ein Gironcoli-Museum auf Schloss Herberstein/Stmk. eröffnet; Gironcoli ist heute in zahlreichen internationalen Sammlungen vertreten. Er lebte und arbeitete bis zu seinem Tod 2010 in Wien.

 

Gironcoli ist - auch international gesehen - einer der wichtigsten Bildhauer seiner Generation…Das Wort Kompromiss ist Gironcoli - geht es um seine Kunst - fremd. Er entzieht sich konsequent den Mechanismen des heutigen Kunstmarktes und stellt sich durch selbstkritische Skepsis und Zweifel am institutionalisierten System jeder vereinfachenden Präsentation seiner Werke entgegen…            Wolfgang Drechsler

 

Zum zeichnerischen Werk: 

In Gironcolis Werk kommen der Zeichnung verschiedene pragmatische und ästhetische Funktionen zu. War sie zu Beginn der 60er Jahre noch autonome Studie, wurde sie später zum Entwurf für die unterschiedlichen Polyesterformen seiner Skulpturen. In den 70er Jahren entwickelte seine Zeichnung - neben nach wie vor existierenden kleinen Entwurfskizzen - einen zunehmend eigenständigen Wert. In ihr formuliert er Ideen, bezeichnet er das Zeichnen doch selbst einmal als "Eroberungsfeldzug von Formen", und breitet das Inventar seiner Skulpturen aus: Ähren, Trauben, Wannen, Kämme, Löffel, Messer, Teller, Gasventile, engerlingshafte Objekte, Toilettenschüsseln u.a. All diese Dinge gehören zum Repertoire Gironcolis, das er der kleinbürgerlichen Lebenswelt entnommen hat. Die Verkoppelung von Mensch und dem Anderen, dem Anorganischen wird immer sichtbarer. Er bevölkert seine Objektwelten mit Embryonen, rumpfförmigen, oft verformten gesichtslosen Gestalten, die sich zu futuristisch anmutenden Ambienten ausweiten. Sie suggerieren Isolation und Verstörtheit, verweisen auf die Zwanghaftigkeit mechanischer Abläufe. Gironcolis Zeichnungen geben meist Aufschluss über den Zweck seiner Skulpturen: wie auf Handlungspartituren wird deren Funktion vorgeführt, ein Spielraum entworfen, der erst die wahre Dimension der jeweiligen Plastik verdeutlicht.

 

Zum plastischen Werk: 

Die Skulptur ist Fluchtraum, Tagtraum. Die Arbeitsmethode ist selbst Form, Materialgerechtigkeit zu erfinden, aufgehalten in der Person…die Bildhauerei ist eine Konzentration, in die eingegraben sind: vergangene Formideen und Wunschformen, Tag- und Nachtträume, und sie ist spurenhaftes Zeugnis von Verletzungen durch die zur Erstellung notwendige Veräußerlichung der Person…                        Bruno Gironcoli

 

Im Sommer 2005 legt artherberstein in Zusammenarbeit mit der Galerie Judith Walker, eine Edition mit Gironcolis Details aus seiner Skulpturenwelt auf. Sie umfasst kleindimensionierte Ausführungen von Löffeln, Händen, Töpfen. Als Kleinskulpturen stehen sie im spannenden Kontrast zu den monumentalen Skulpturen, die den Schlosspark Herberstein bevölkern, einige seiner oft utopisch anmutenden Skulpturen sind auch an verschiedenen Plätzen in Kärnten zu sehen, in Permanenz aber auch im Schlosspark Ebenau, wo sie zwischen knorrigen alten Bäumen 'rasten'!